Propagandamonat November

06.12.2019

Der November zeichnete sich durch Besonderheiten der sozialen Medien aus. Ein großer Teil der Aufmerksamkeit galt dem Angriff auf Oppositionsführerin Kaja Kallas Auf Facebook sowie mehrerer Studien und Aktivitäten bezüglich der Social-Media-Plattformen.

Über den Informationskrieg

ERR schrieb im November darüber, wie das US-Technologieunternehmen Apple die Krim-Halbinsel auf seinen Karten- und Wetteranwendungen als Teil Russlands darstellt, dies aber nur für die Nutzer aus Russland. Dagegen wurde eine Social-Media-Aktion #CrimeaIsNotRussia ins Leben gerufen.

Postimees veröffentlichte im November einen Bericht darüber, dass der größte Teil der Anzeigen auf Facebook, welche falsche Informationen über Impfstoffe verbreitet hatten, durch zwei US-amerikanische Gruppen von Impfgegnern finanziert wurden. Die erste davon war „The World Mercury Project“, welche von Robert F. Kennedy Jr. geleitet wird, die andere eine Organisation aus Kalifornien, „Stop Mandatory Vaccination“. Zusammen kauften sie insgesamt 54 Prozent der Anzeigen gegen Impfstoffe.

Postimees schrieb außerdem, basierend auf einem Bericht der tschechischen Aufklärung, dass russische und chinesische Spione den Staat im vergangenen Jahr mithilfe von Cyber-Angriffen und Fakeinformations-Kampagnen mehrmals angegriffen hätten.

Weiterhin veröffentlichte Postimees einen Bericht über eine Analyse von Freedom House, die feststellte, dass es in mindestens 40 der 65 beobachteten Staaten Beweise dafür gibt, dass gut entwickelte Programme für die Beobachtung der sozialen Medien benutzt werden.

Laut einem FH-Bericht ist die Internetfreiheit weltweit schon das neunte Jahr in Folge rückläufig, da in einigen Ländern die Behörden das Internet ausschalten, um die Menschen zu manipulieren, während in anderen Ländern das Internet in den Dienst der Propaganda genommen wird, um in den sozialen Medien verdrehte Informationen zu verbreiten.

ERR vermittelt die Warnung des FBI über eine aus Russland stammende Mobilfunkanwendung. Die größte US-Kriminalbehörde weist darauf hin, dass die Gesetze Russlands der Regierung eine Rechtsgrundlange für den Zugang zu allen sich in diesem Staat befindenden Daten gibt. Russland verlangt seit 2015 von Internetfirmen, die persönlichen Daten russischer Benutzer in Russland zu speichern und dass die Sicherheitsdienste Russlands das Recht haben, die Nutzerdaten von den Social-Media-Unternehmen anzufordern.

Über die sozialen Medien

Delfi Forte leitet eine Nachricht von Facebook weiter, das in diesem Jahr mehr als 5,4 Milliarden falsche Konten von seiner Plattform entfernt hat. Dies ist ein besorgniserregender Anstieg – im vergangenen Jahr wurden „nur“ 3,3 Milliarden Konten entfernt.

Priit Talv schreibt in der Meinungsrubrik von Delfi einen Bericht über das Radikalisieren und die Radikalisierung. Er schrieb, dass die sozialen Medien eine hohe Zahl an Mängeln haben, die es ermöglichen, mit Informationen zu manipulieren und die Menschen ungewollt oder gewollt zu radikalisieren.

Die Gesundheitsrubrik von „Postimees“ teilte im November mit, dass Facebook in den USA ein neues virtuelles Werkzeug gestartet hat, welches dabei hilft, ein Auge darauf zu halten, welche Studien in diesem Augenblick abhängig von Alter und Geschlecht empfehlenswert wären. Die „Preventive Health“ Anwendung konzentriert sich auf die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems, auf die Krebsvorsorge und auf die Grippesaison, um aktuelle Empfehlungen abzugeben – zum Beispiel wann du deinen Cholesterinpegel untersuchen lassen müsstest oder wo man eine Grippeimpfung machen lassen kann.

Delfi schrieb Anfang November einen langen Bericht darüber, dass Drogen nicht mehr in düsteren Parks oder dunklen Ecken verkauft oder gekauft werden. Bei geschickter Ausnutzung der sozialen Medien ist es möglich, Gruppen einzurichten, die auf den ersten Blick Anonymität bieten und jedwede Möglichkeit bietet, verbotene Dinge einfach und ohne Angst vor dem Erwischt werden zu erledigen.

In der ERR veröffentlichter Medienkommentar von Rain Kool spricht über die Kommunikationsblasen. Der Kommentar basiert auf dem Artikel von Anu Kantola, Kommunikationsforscherin an der Universität von Helsinki, der behauptet, dass die Theorie der Blase in den sozialen Medien eigentlich selbst eine große Blase ist.

Die sozialen Medien lehnt politische Werbungen ab

Delfi Forte veröffentlicht einen Bericht, auf dessen Grundlage mehrere große Social-Media-Netzwerke entschieden haben, dass sie sich nicht mit der Faktenkontrolle der in den Werbungen von Politikern dargestellten Behauptungen beschäftigen wollen und verzichten deswegen ganz auf die Veröffentlichung von politischer Werbung oder schränken das gezielte Targeting der Kampagnen deutlich ein.

Rain Kool schreibt im Medienkommentar des ERR-Portals, dass das Kommunikationsnetzwerk Twitter vor ein paar Wochen seine Entscheidung mitteilte, die Vermittlung politischer Werbungen zu stoppen.  Der Geschäftsführer von Twitter beschrieb diesen Richtungswechsel mit den Worten: „Die Verbreitung politischer Botschaften muss verdient, nicht gekauft werden.“

Eine Saga über Drohungen an Kaja Kallas

Ein Fall, der Mitte November die Aufmerksamkeit der Öffentlich bekam, war der, in dem die Oppositionsführerin Kaja Kallas in den sozialen Medien bedroht wurde. Neben der Hetzjagd durch die Drohenden wurde das Thema beispielsweise auch darin erweitert, wie dem öffentlichen Raum ein neuer Sinn gegeben werden kann.

In der ERR-Sendung „Suud Puhtaks“ äußerste Kristian Jaani, der Polizeipräfekt des Gebietes Nord, seine Meinung, dass vielleicht jetzt die richtige Zeit ist, um den Begriff des „öffentlichen Ortes“ neu zu definieren.

Hans Lõugas, Senioranalytiker für Cybersicherheit bei CyberExer Technologies äußerte in der Zeitung „Eesti Päevaleht“ seine Meinung, dass Fake-Konten, die zum Angreifen anderer Personen angelegt wurden, neben den neuen Gefahren eine Kleinigkeit sind. Zu einem echten Wecker werden realistische Fake-Videos.

Delfi schrieb aber darüber, dass die Person, welche Kaja Kallas bedroht hatte, schon im März Vilja Kiisler, Journalistin der Zeitung „Postimees“, beschimpft hatte.

Über die Wortfreiheit und deren Regulation

Karmen Turk und Villu Otsman schreiben in Delfi darüber, wie die Gesetzte aus der Steinzeit auch im Internetzeitalter so angewendet werden müssten, dass die demokratische Diskussion unabhängig von Technologien stattfindet.

ERR schreibt, dass TikTok, eine Social-Media-App der chinesischen Firma ByteDance, das Konto einer US-amerikanischen Teenagerin gesperrt hat. Die 17-jährige Feroza Aziz hatte ein Video gedreht, das wie Make-up-Unterricht aussah, aber während des Make-ups kritisierte sie die Behandlung der Uiguren durch die Volksrepublik China und erklärte, dass „ein weiterer Holocaust in Xinjiang stattfindet, von dem niemand spricht.“

Meinungsfreiheit in Rechtsprechung

In der 17. Juridica-Ausgabe aus dem Jahr 2019 erschien der Artikel “Das richtige Gleichgewicht zwischen Meinungsfreiheit und anderen Rechten im Internet-Zeitalter und einer multikulturellen Gesellschaft finden. Trends des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte.“

Dieses Schriftstück gibt einen gründlichen umfassenden Überblick über die Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zur Meinungsfreiheit.

Die Trendsetter erhalten Anleitung zu Werbeposts

Õhtuleht und Kroonika schrieben im November darüber, wie der Staat einen Leitfaden für Social-Media-Stars oder Influencer erstellt, der einen Überblick darüber gibt, wie Produkte und Dienstleistungen in sozialen Medien beworben werden können.

Über die digitale Kompetenzen

Mario Mäeots schreibt in der Meinungsrubrik von Delfi, dass in den letzten Jahren viel über den Mangel an digitalen Kenntnissen bei estnischen Lehrern und die Tatsache gesagt wurde, dass die Lehrer den Möglichkeiten der digitalen Welt immer noch ferngeblieben zu sein scheinen.

ERR Novaator schreibt über die Entdeckung von Gordon Pennycook von der Regina University in Kanada und seinen Kollegen, dass Menschen leicht falsche Nachrichten identifizieren können, aber versehentlich Fehlinformationen in sozialen Medien austauschen, weil sie nicht analytisch denken.

ERR berichtet, dass ein Sprachwissenschaftler aus dem Kreis Võru ausprobierte, ob es möglich ist, mit Hilfe von Memes eine sehr kleine Sprache, wie die Võrusprache, einer größeren Menge Menschen bekannt zu machen und war selbst auch überrascht, wie erfolgreich das wurde. Die Social-Media-Gruppe „Võro kiil“mit nur ein paar Hundert Mitgliedern  hat mit nur wenigen Monaten tausende neue Fans angezogen.

Über den Kampf gegen die russische Propaganda

ERR schrieb im November darüber, wie Sputnik wegen der Sanktionen die in Tallinn gemieteten Räume Verlassen soll.

Im November wurde auch darüber berichtet, wie Lettland die Ausstrahlung von neun russischen Fernsehkanälen eingestellt hat.

ERR schrieb sowohl über die Entscheidung die Fernsehkanäle “Vremja: dalekoje i blizkoje”, “Bobjor”, “Dom Kino”, “Dom Kino PREMIUM”, “Muzõka Pervogo”, “O!”, “Pojehhali”, “TELECAFE” und “Peterburg – 5 kanal” zu schließen, sowie die Tatsache, dass Estland ein lettlandähnliches Modell erwägt, sich aber nicht beeilt, es umzusetzen.

Im November schreibt Aimar Ventsel in „Diplomaatia“ über das Buch „Russia and the Western Far Right. Tango Noir” von dem zurzeit in Wien lebenden  Anton Schechowzow, das vom renommierten Verlag Routledge im Jahr 2017 herausgegeben wurde.

Foto: Screenshots von den Online-Seiten dieser Medienausgaben.