26.03.2018
Wir schrieben neulich über einen Propagandafall, bei welchem ein Marschlied der estnischen Streitkräfte in den russischen Medien lang und breit falsch ausgelegt und unsere Streitkräfte unbegründet der internationalen Feindseligkeit beschuldigt wurden.
Auch ein neuer Propagandafall in der letzten Woche führte mit einem ähnlichen Narrativ fort. Und zwar hatte der in Estland tätige Propagandakanal Sputnik ein Brief an die Streitkräfte gesandt, in dem Gerüchte geäußert wurden, als wäre der Soldat, der an dem Schieß-Zwischenfall, über den auch in den Medien berichtet wurde, beteiligt war, russischstämmig gewesen und er sei bei einem Fluchtversuch verwundet worden. Der Grund für die Flucht sei das schlechte Verhältnis zwischen den ethnischen Gruppen in der Truppe gewesen.
Von den Streitkräften wurde nicht abgewartet, bis das der Brief eine Woge von Beschuldigungen in den kremltreuen Medien auslöst. Der vollständige Bericht von Sputnik wurde am 15. März an die estnischen Medienkanäle (ERR, Postimees) geschickt, die dort dargestellten Verdächtigungen wurden widerlegt und das versteckte Ziel von Sputnik – der Wunsch, den Konflikt zwischen den Nationen zu schüren, wurde herausgestellt.
Der beim Anrühren des Propagandaberichtes ertappte Sputnik versuchte seinerseits, es den Streitkräften heimzuzahlen. Der Kanal veröffentlichte am 16. März einen Bericht, in dem eben die Streitkräfte wegen des Verbreitens von Gerüchten beschuldigt wurden! Ein Folgebericht mit dem Titel „Estnische Streitkräfte verbreiten Fakenachrichten“ wurde auch in den anderssprachigen Ausgaben der Sputnik veröffentlicht und ebenso von der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti und wurde in der Baltnews kommentiert. Nach heutigem Stand ist dies nicht weiter verbreitet worden.
Propastop hält die Reaktion der Streitkräfte in diesem Fall für gut organisiert und rechtzeitig umgesetzt. Mit diesem präventiven Schritt wurde einem möglichen großen Propagandaangriff vorgebeugt. Gut gelungen war auch die Art und Weise, wie Sputnik geantwortet wurde, wobei man gar nicht erst versuchte mit dem Propagandakanal direkt zu kommunizieren, sondern die provokativen Fragen mit eigenen Erklärungen dazu in vertrauenswürdigen Medienkanälen veröffentlichte.
Dennoch möchten wir darauf Aufmerksam machen, dass in dieser Weise auf alle Briefe oder Nachrichten zu reagieren, keine fortdauernde Lösung ist. Propagandakanäle, wie Sputnik und Baltnews, produzieren täglich Dutzende Infoeinheiten, mit einem Durcheinander von Gerüchten, Lügen, Verschwörungstheorien und Analysen von Pseudoexperten. Es handelt sich um die feeder site`s, dessen Rolle in den kremltreuen Medien eben das Produzieren von Provokationen ist, mit der Hoffnung, dass sich diese in den größeren Medienkanälen weiter verbreiten würden. Ein Reagieren auf jede falsche Behauptung würde einen Kampf der estnischen Behörden gegen der Endlosschleife der Fakenachrichten bedeuten.
Die langfristige Lösung dagegen ist zu betrachten, dass die sputnikähnlichen Veröffentlichungen kein Journalismus sind, obwohl sie versuchen, sich selbst als solche darzustellen. Solche Internetseiten müssten offiziell mit dem Status des feindlichen Propagandakanals versehen werden, der das Recht gibt, für dessen Inhalt konkrete Regeln aufzustellen. Propastop popularisiert die Idee, dass solche Propagandakanäle mit einem Propagandakennzeichen versehen werden müssten, das jedem Leser sofort sagt, dass es sich um keinen ernsthaften Journalismus handelt. Die Lösung ist technisch leicht umsetzbar, man braucht nur den Wunsch das ins Leben zu rufen.
Lies auch über die Grundsätze zum Kommunikation mit den Propagandakanälen.
Bilder: Screenshot aus dem Bericht von Sputnik, derselbe Bericht mit dem Propagandakennzeichen bezeichnet.