Frische Fake-Nachrichten aus Lettland und Litauen

27.07.2018

In den letzten Jahren ist massenhaft über Fake-Nachrichten gesprochen worden. Estland hat bis jetzt keine ernsten Erfahrungen mit estnischsprachingen Fake-Nachrichten, deshalb lesen wir diesbezüglich nur über die Erfahrungen anderer Staaten. In den Sommermonaten haben diese Erfahrung auch unsere südliche Nachbaren, Lettland und Litauen gemacht, wo das Thema der staatsprachigen Fake-Nachrichten wieder aktuell geworden ist.

Litauen – “Ein Kind ist unter den Rädern eines NATO Fahrzeuges gestorben.

In Litauen wurde Anfang Juni eine Nachricht produziert, als wäre während des Manövers “Saber Strike 2018” ein Kind gestorben. Der Bericht begann aus einem anonymen Bloggerkonto in der wordpress.com. Der Post war mit einem gefälschten Screenshot versehen, als hätte die litauische Delfi einen solchen Bericht samt Foto veröffentlicht. Das Foto selbst ist ein ziemlich schlechter Versuch einer Bildbearbeitung und es ist auch ohne starke Lesebrille zu erkennen, dass das überfahrene Fahrrad auf das Foto aufgeklebt ist.

Die Nachricht selbst ist nicht wesentlich verbreitet worden, einige einzelne Internetseiten haben sie „aufgesammelt“, diese aber später gelöscht oder mit einer Entschuldigung korrigiert. Gleichzeitig existiert dieser Bericht immer noch kontinuierlich auf mehreren Internetseiten und dort gibt es auch keinen Vermerk darüber, dass es sich um eine Fake-Nachricht handelt.

Lettland –“Einsturz eines Einkaufszentrums verlangte hunderte von Opfern”

Lettland dagegen muss sich seit Mitte Juli mit einem ernsthafteren Fake-Nachrichtenangriff beschäftigen. Der Umfangreichste war der Fake-Bericht über das eingestürzte Einkaufszentrum, wo hunderte von Menschen umgekommen sind. Die Urquelle dieser Nachricht war die lettisch-sprachige redzams.lv, in der massenhaft Fake-Nachrichten verbreitet werden.

Die von dieser Seite stammenden Fake-Nachrichten haben schon mehrere Wellen in der Gesellschaft verursacht und um deren Verbreitung zu unterbinden, musste sich auch schon der lettische Staat damit beschäftigen. Neben dem Bericht über den Einsturz des Einkaufszentrums wurden in dem Internetportal beispielsweise auch Nachrichten darüber veröffentlicht, dass jeder Schüler ab dem neuen Schuljahr monatlich 300 Euro Unterstützung bekommen soll oder dass jeder lettische Bürger bald eine Wehrpflicht ableisten muss. Zudem wurde auch über den Tod mehrerer Personen des öffentlichen Lebens geschrieben und einiges Mehr.

Das Portal, dessen Inhaber nicht vollkommen bekannt sind, veröffentlicht massenweise lettisch-sprachige Fake-Nachrichten und versucht zu erreichen, dass diese auch in den sozialen Medien weiter verbreitet werden. Man muss konstatieren, dass dieses Portal mit solchen Nachrichten eine große Verwirrung in der lettischen Gesellschaft verursacht hat.

Wenn der Fall der Fake-Nachricht in Litauen darauf abzielt, die Glaubwürdigkeit der NATO zu untergraben und dem vor einiger Zeit auf Lettisch stattgefundenen Versuch ähnelt, für welchen man auch einen Screenshot von der Internetseite des US-Verteidigungsministeriums mithilfe von Fotoshop verändert hatte, dann sind die lettischen Fake-Nachrichten breiter auf das Destabilisieren der Gesellschaft ausgerichtet und haben dadurch auch umfangreicheren Einfluss gehabt.

Estland war bislang nicht von einem solchen Fake-Nachrichten-Problem in der Landessprache betroffen, deswegen ist es passend zu fragen, ob wir für so einen Fall bereit sind. Die estnischen Medienkanäle sind auf einem ziemlich hohen Niveau und können gewöhnlich Wahrheit von Lüge unterscheiden und dies bei einem Irrtum schnell korrigieren.

Zugleich ist das, was in den sozialen Medien stattfindet, ähnlich wie in der restlichen Welt, ziemlich unlenkbar und dort verbreiten sich und werden zahlreich verbreitet allerlei fragwürdige Materialien. Von der größeren Verbreitung von Fake-Nachrichten hat uns die estnische Sprache und deren geringer Nutzerkreis geschützt, aber in einer Situation, in der das Urmaterial schon in der Muttersprache kommt und das Thema für die Massen emotional wirkungsvoll ist, müssen wir auch für solche Fake-Nachrichten bereit sein, welche die Gesellschaft zu beeinflussen beginnen.

Bezüglich Estlands ist es keine Frage, ob eine solche Fake-Nachricht verbreitet wird, sondern wann dies passiert. Wir rufen dazu auf, aufmerksam zu sein und auch die Redaktion von Propastop zu informieren, falls Ihr etwas findet.

Foto: Screenshot der Nachrichtenseiten.