Estnische Kinder im Propagandacamp des Kremls

20.08.2019

Die Schulferien dauern noch an, die russischen Beeinflussungstätigkeiten aber ruhen nicht. Aus Estland stammende Kinder haben im Sommer am Camp „Orljonok“ teilgenommen, wo sie die Propaganda des Kremls und die patriotische Erziehung genießen konnten.

Das Camp „Orljonok“ (auf Deutsch: Adlerbaby) befindet sich in Russland am Schwarzen Meer, etwa 150 Km nordwestlich von Sotschi entfernt. Das im Jahr 1960 gegründete Pioniercamp ist in Russland auch heute noch ein begehrter Urlaubsort, dessen verschiedene Bildungseinrichtungen im Jahr tausende von Kindern besuchen. Die Mehrheit der zumeist 11-16-jährigen Kinder stammt aus Russland, aber auch aus den Ländern, die unter russischem Einfluss stehen und manchmal auch aus anderen Ländern. Für das Camp sind eine sehr starke Organisation sowie eine gründliche Kommunikation auf der Internetseite, in den Medien und in den sozialen Medien charakteristisch.

Bedauerlicherweise werden die Kinder zusätzlich zu dem tollen Urlaub in Orljonok auch mit einer intensiven propagandistisch-patriotisch-militärischen Sauce übergegossen. In diesem Camp werden regelmäßig verschiedene Jahrestage der Armee (der Tag der Landungstruppen, der Tag der Kriegsflotte) gefeiert, sich an die Spitzenmomente der roten Armee erinnert, auch die Ereignisse der Sowjetunion, der Komsomol. Anwesend sind die Machtpartei Putins „Einiges Russland“ und verschiedene Militärstrukturen. Auf den Bildern trifft man reichlich militärische Uniformen, Waffen, Militärtechnik, St. Georgs-Bänder. Charakteristisch sind die Massenveranstaltungen, verschiedene militärische Märsche unter wehenden Fahnen, rote Halstücher und Barette der Junarmija. Wahrscheinlich wird Alles, womit die Kinder in diesem Camp zu tun haben, mit patriotischer Gehirnwäsche durchzogen. Welche Ansichten die das Camp besuchenden Kinder über das Leben haben, kann hier gelesen werden.

Eine im Internet veröffentlichte Liste enthüllt, dass in diesem Jahr in solcher Umgebung mindestens sieben aus Estland stammende Kinder und Jugendliche „Urlaub“ gemacht haben. Eine auf öffentliche Quellen basierende Suche bringt hervor, dass sie aus vier verschiedenen estnischen Schulen stammen: Lasnamäe russisches Gymnasium, Russisches Gymnasium im Stadtzentrum von Tallinn, das staatliche Gymnasium in Jöhvi und die staatliche Schule der Altstadt von Narva.

Estnische Kinder werden für das Camp unter dem Schild des Lernens der russischen Sprache und Kultur geworben. Die Einladungen für dieses Camp werden von der russischen Botschaft in Estland verteilt und in den Schulen wird dies von der gemeinnützigen Organisation „Institut Puschkins“ verbreitet. Der Leiter dieser Organisation ist Andrei Krasnoglazov.  Er ist eine Schlüsselfigur in dem Netzwerk, das man direkt mit dem Fond „Russki Mir“, dem Instrument der Beeinflussungstätigkeit der weichen Macht des Kremls im Ausland, in Verbindung bringt. Krasnoglazov hat in Estland Jugendcamps zur spalterischen Tätigkeit Organisiert und über seine Tätigkeiten hat die Sicherheitspolizei geschrieben. Die Jugendlichen aus Estland wurden schon seit Jahren für das Camp „Orljonok“ geworben, um an der Bildung des Kremls teil zu haben und das System funktioniert eben in den russischsprachigen estnischen Schulen durch die Lehrer für Sprache und Literatur.

Laut Einschätzung von Propastop sind die Beziehungen estnischer Kinder mit Jugendlichen anderer Ländern willkommen, aber diese dürften nicht im Kontext der militärisch angehauchten patriotischen Propaganda eines feindlichen Staates stattfinden. Daher sollten Estnische Schüler nicht an den propagandistischen Jugendcamps des Kremls teilnehmen. Die gesamten Tätigkeiten Russlands in Estland unter dem Schild der weichen Macht brauchen eine bessere Kontrolle.

Auf den Bildern: Screenshots von der Internetseite und den Social-Media-Konten „Orljonoks“.