Ein Denkmal für einen Deportierer wurde eingeweiht.

02.10.2018

Hinter der Ostgrenze, in der Stadt Dno, Oblask Pskow, wurde am 21. September 2018 ein Denkmal für Arnold Meri eingeweiht.

Die Inschrift auf dem Denkmal besagt, dass im Juli 1941 der Stellvertreter des Politoffiziers einer Fernmeldetruppe der Sowjetischen Armee, Meri, in demselben Ort die Verteidigung gegen eine „faschistische Landungsoperation“ organisiert hatte, er dort verwundet wurde und für all dies den Titel eines Helden der Sowjetunion verdient hatte. Beigefügt ist der Aufruf an den Vorbeigehenden, den Kopf zu senken, weil die Taten der Helden unsterblich sind.

Auf dem Stein fehlt ein Hinweis auf die zweite unsterbliche Tat des Arnold Meri – im Jahr 1949 nahm er auf der Insel Hiiumaa an der Organisation der Deportation teil. Im Zusammenhang damit wurde gegen Meri im Jahr 2007 ein Strafverfahren eröffnet, er wurde des Genozids beschuldigt. Der Prozess wurde wegen des Todes des Beschuldigten im Jahr 2009 abgebrochen. Meri selbst hat seine Teilnahme an den Deportationen zwar zugegeben, aber seine Rolle dort als nicht wichtig angesehen.

Die Einweihung des Denkmales in Russland ist nicht nur ein Vorhaben der greisenhaften Kriegsveteranen, sonder wurde auch durch die lokale Kommunalbehörde der russischen Staatsmacht unterstützt. Dieses Ereignis steht direkt in Diensten der vorimperialistischen Geschichtshandhabung und großstaatlichen Propaganda. Das Wort „Faschistisch“ ist im Text nicht zufällig enthalten. Arnold Meri war in seiner Lebenszeit die Leitfigur der „Bewegung der Antifaschisten“ in Estland, er hat die Netzwerke vertreten, die Kremls Instrumente für die spaltende Politik sind. Der Vorwurf des Faschismus  aber ist in der russischen Presse eine oft vorkommende Anschuldigung gegen Estland.

Auch in Estland gab es Pläne bezüglich der Aufstellung eines Denkmales für Arnold Meri. Zuletzt wurde darüber beispielsweise im Jahr 2017 gesprochen, als der kremltreue Propagandist Dmitri Linter sich Gedanken über das Errichten eines weiteren die Gesellschaft spaltenden Objektes gemacht hatte.

Die Einweihung dieses Denkmals hat in den Medien keine besondere Aufmerksam bekommen. Es wurde darüber auf der Internetseite des Oblast Pskow und in einer lokalen Zeitung geschrieben. Das Ereignis wurde auch in den russischen Propagandakanälen  Regnum, Sputnik und Baltnews erwähnt.

Diese Nachricht wurde ebenso in der russischsprachigen Ausgabe der Postimees und Delfi veröffentlicht. Kurios ist, dass in diesen estnischen Medienquellen die gleiche Wortwahl benutzt wird, wie in den Propagandamedien in Russland. Meri wird als ein Held dargestellt, als ein Kämpfer gegen den Neofaschismus, seine Taten seien Vorbild für die jüngere Generation. In keiner Weise wird über Meris Anteil an der Deportation geschrieben.

Propastop hält das Präsentieren solcher einseitigen propagandistischen Information für unerlaubt und hofft, dass die estnische Presse es schafft, seiner russischsprachigen Leser auch die dunkle Seiten der widerspruchsvollen Person zu erläutern.

Für die Leser, die sich an die Geschichte interessieren, möchten wir auch auf den Artikel von Pekka Erelt in der Zeitung Eesti Ekspress hinweisen, die eine frische Blickwinkel über die mit dem Denkmal verbundene Ereignisse gibt.

Foto: Screenshot von den, in diesem Bericht hingewiesenen Artikel.