Der Nachhall der kriegerischen Worte von Riho Ühtegi in den kremltreuen Medien

18.07.2018

Der Monitoringroboter Propamon gab am 11. Juli einen Alarm, dass die Anzahl der Estland betreffenden Berichte in den russischen Medien wieder mal sehr hoch sei. Der überwiegende Teil dieser Berichte waren Artikel, welche die in der Internetzeitschrift Politico veröffentlichten Sätze des estnischen Obersten Riho Ühtegi referiert hatten. Die Presseberichte zitierten einen Gedankengang von Ühtegi, in dem er sagte, dass russische Soldaten in einem Konflikt zwar schnell die Stadt Tallinn erreichen könnten, dort dann aber auch sterben werden.

Die Anzahl der Artikel wurde dank der ironischen Kommentare von Mitgliedern der Staatsduma über die Wörter von Ühtegi noch mehr erhöht.

Zum Beispiel bezeichnete die Parlamentsprecherin Irina Jarovaja dieses Zitat als einen russophoben Reflex, der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Vladimir Šamanov hat den Oberst für Verrückt erklärt, der erste Vorsitzende des GUS-Komitees Konstantin Zatulin aber erwähnte, dass das schwache Estland keine Fähigkeit besäße, um den Wörtern von Ühtegi auch Taten folgen zu lassen.

Die Wörter von Ühtegi erregten auch in Estland Aufmerksamkeit, das Interview wurde von Yana Toom, Marianne Mikko, Raivo Aeg und anderen kommentiert. Die verschiedenen Standpunkte sind in diesem Artikel aus der Zeitung Õhtuleht zusammengefasst. Wahrscheinlich erhielt der Artikel aus der Politico auch an anderen Orten der Welt Aufmerksamkeit.

Warum erschien ein solcher Artikel in der Politico eben jetzt? Erkki Bahovski verbindet das mit dem Spitzentreffen der NATO. In der Sendung Keskpäevatund von Radio Kuku (am 15. Juli, ab der 14. Minute) sprachen Marek Strandberg, Ainar Ruussaar und Priit Hõbemägi über den Hintergrund der Autorin des Artikels, von der PR-Expertin Molly McKew, die dieses Medienereignis verursacht hatte. Es wurde die Meinung geäußert, dass dieser Artikel, der den Verteidigungswillen Estlands anerkennt, von Estland selbst initiiert wurde. Wenn dem so ist, kann man nur vermuten, ob auch die Reaktion auf die Wörter Ühtegis ebenso geplant war oder es sich doch um eine unerwünschte Begleiterscheinung handelt.

Propastop fällt bei diesem Fall ein Muster auf, in dem in ungefähr monatlichen Abständen die russischen Medien wegen der Reliefwörter von estnischen Politikern oder Amtspersonen in Aufregung geraten. Die Sätze, die diese Aufregung verursachen, stammen aus Interviews, die westlichen Medien gegeben worden waren, und in den russischen Medien verkehrt und verstärkt wiedergegeben werden.

  • Am 30. April, ein Satz von Sven Mikser darüber, dass man mit Russland aus einer Machtposition heraus zu kommunizieren beginnt.
  • Am 6. Juni, ein Zitat von Toomas Hendrik Ilves, dass Russland bei einem Angriff auf Estland Sankt Petersburg, Omsk und Tomsk verlieren könnte.
  • Am 2 Juli, der Gedankengang von Sven Mikser, dass Estland das Beenden des Baus der Gaspipeline Nord Stream 2 verlangt. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma Aleksei Puškov machte daraufhin ironische Andeutungen darüber, dass Estland keinerlei Fähigkeiten besitzt, um von Russland irgendetwas zu verlangen.
  • Am 11 Juli sind die Worte von Oberst Riho Ühtegi dran.

All diese Berichte findest Du auf der Seite von Propamon, wenn Du die Nachrichten mit dem entsprechenden Datum suchst.

Auf jeden Fall wird in Russland momentan große Aufmerksamkeit den Worten der estnischen Beamten und Staatsfunktionären gewidmet und es wird versucht, diese aus dem Kontext zu reißen und verstärkt weiter zu geben. Wenn wir bei solchen Medienereignissen bis jetzt einen Rhythmus von einem Monat beobachteten, erschienen die letzten Berichte in zirka zweiwöchigen Abständen. Wenn es so weiter geht, kann man den nächsten ähnlichen Propagandafall für spätestens Anfang August voraussagen.

Lies auch einen Post von Propastop, den wir vor ein paar Jahren veröffentlicht hatten, in dem die verschiedenen Einschätzungen darüber verglichen werden, wann die Eindringlinge Tallinn erreichen.

Auf dem Bild: screenshots aus den, in diesem Bericht hingewiesenen Artikeln.