Welche Sender machen aus PBK einen Propagandasender?

10.03.2020

In Estland wurden in den letzten Monaten in Diskussionen über die Kreml-Propaganda-Veröffentlichungen Sputnik, Baltnews und PBK Meinungen geäußert

In Estland wurden in den letzten Monaten in Diskussionen über den Kreml-Propaganda-Medienkanälen Sputnik, Baltnews und PBK Meinungen geäußert, als wäre PBK, alias Pervõi Baltiiski Kanal, ein Fernsehsender, der keine größere Aufmerksamkeit wert ist. So zum Beispiel betont Rein Lang die altmodischen und nicht attraktiven Inhalte der PBK, Anvar Semost erwähnt, dass die Zuschauerzahlen des Senders rückläufig sind, Ainar Ruussaar beschreibt die Zuschauer solcher Fernsehsender als eine aussterbende Gruppe. Die lettische Journalistin Inga Springe sagt in einem ETV-Video sogar: „Ich wäre bei der Aussage, dass PBK Propaganda ausstrahlt, sehr vorsichtig.“

All diese Meinungen zusammen können den Eindruck hinterlassen, als würde es sich bei PBK, wenn es um die Beeinflussungstätigkeiten des Kremls geht, um einen ungefährlichen oder unwichtigen Sender handeln. Propastop möchte diesen Irrtum widerlegen. Wir zeigen hier jene Sendungen von PBK, die mehr oder weniger direkte Propaganda des Kremls zeigen.

Nachrichtensendungen
 Die in Russland produzierten Nachrichtensendungen “Novosti” (Die Nachrichten) und “Vremja” (Die Zeit) werden den ganzen Tag über auf PBK ausgestrahlt. Diese Sendungen werden direkt aus Sicht des herrschenden Regimes des Kremls aufgebaut und beinhalten regelmäßig auch Informationen, die direkt Estland schaden. Ein Beispiel für einen solchen Inhalt ist eine im Dezember 2019 ausgestrahlte Nachricht, in der versucht wird, die Rolle der Sowjetunion als Initiator des zweiten Weltkrieges zu vermindern oder aber der Bericht, der die Einstellung von Sputniks Aktivitäten als Verstoß gegen die Meinungsfreiheit bezeichnet.

Talkshow`s
“Vremja pokažet” (Zeit zeigt) ist eine Talk-Show, die unter der Leitung von Moderator Artjom Šeinin direkt die Perspektive des Kremls auf die Dinge darstellt. Manchmal ist auch Estland ein Thema in seiner Sendung, wir analysierten vor einigen Jahren einen solchen Fall gründlich. Als frischeres Beispiel passt ein Abschnitt der Sendung, dessen Thema die Propagandasalute über die „Befreiung“ Tallinns war.

Zuletzt wurde “Vremja pokažet” im letzten Jahr auf PBK ausgestrahlt, derzeit wird diese Sendung auf diesem Sender nicht gezeigt.

Erwähnenswert ist auch das Morgenprogramm “Dobroje utro!” (Guten Morgen), welches vom Inhalt her nicht politisch ist, aber gelegentlich doch Propaganda des Kremls enthält.

Serien, Spielfilme, Dokumentationen
Die dritte Gruppe der in Russland produzierten Sendungen beinhalten keine direkte aktive Propaganda, aber weiter betrachtet jedoch die Botschaften der weichen Macht. In diesen wird der Blickwinkel des Kremls auf die Geschichte betont, die Arbeit der sowjetischen Machtstrukturen, wie NKVD oder KGB verherrlicht, die Roten Armee heroisiert.

Als Beispiele passen eine Spionageserie “Spjaštšije” (zu dt.: Die Schlafenden), die in den Jahren 2017 und 2018 ausgestrahlt wurde und die neulich ausgestrahlte Serie “Komissarša” (zu dt.: die Kommissarin). Passend als ein Beispiel für die weiche Macht des Ostnachbars ist der auf PBK ausgestrahlte Spielfilm “Sojuz spasenija” (Verein der Rettung), in dem die für das Kreml-Regime passende Idee betont wird, dass jeder soziale Protest und jeder Machtwechsel schlecht ist.

Zusätzlich zu den konkreten Sendungen lohnt es sich den zweideutigen Kontext der PBK hervorzuheben, in dem Programme ohne direkten Einfluss des Kremls ins Spiel kommen – die Eigenproduktion des Senders, die Sendungen, die von Tallinn in Auftrag gegeben wurden oder die Sendungen estnischer Politiker. So zum Beispiel beginnt “Novosti Estonii” (Estnische Nachrichten) 40 Minuten und „Die Tagebücher aus Brüssel“ von Yana Toom 65 Minuten nach der Nachrichtensendung „Vremja“. Die in Russland produzierten Sendungen unterscheiden sich nicht von anderen Inhalten und ihre Verdrehtheit wird für den Zuschauer nicht unbedingt eindeutig klar.

Dieser Überblick zeigt, dass, obwohl es russische Fernsehsender gibt, deren propagandistischen Inhalte wesentlich krasser sind, es keinen Grund gibt, die Rolle der PBK als Werkzeug der Beeinflussungstätigkeiten des Kremls zu verkleinern.

Bilder: Screenshots von den Sendungen der PBK “Vremja” ja “Vremja pokažet”.