so wird die Propagandamaschine des Kremls geführt

08.03.2019

Propastop hat sich schon immer für Aufbau und Führung der Propagandamaschine des Kremls interessiert. Mit Hilfe der zahlreichen Fälle kann festgestellt werden, wie die russischen Medien gleichzeitig beginnen, über ein gewisses Thema zu reden, einige andere wichtige Nachrichten aber Stillgeschwiegen bewahrt wird. Das Koordinieren und die totale Kontrolle betreffen sowohl die Nachrichten aus dem Ausland als auch die innerstaatlichen Themen Russlands. Wenn wir zum Beispiel über die Estland betreffenden Berichte sprechen, kommen die Medienangriffe in der Zeit des Bronzesoldaten oder der damalige Fall mit einer verschwundenen Rakete in den Sinn.

Es ist einfach zu sagen, dass die russischen Medien „von Kreml kontrolliert werden“. Was diese Kontrolle aber genau bedeutet: wer gibt die Befehle, wer nimmt diese an, in welche Weise werden die Richtlinien weitergegeben?

In der letzten Zeit wurden mehrere Artikel veröffentlicht, welche die Innenstrukturen der Medienmaschine Putins ans Licht bringen. Darüber wurde in der unabhängigen Zeitung Russlands „Projekt“ und mehreren westlichen Auslagen berichtet. Dieser Überblick ist eine Zusammenfassung dieser Texte, die Links zu den Originalberichten stehen am Ende dieses Berichtes.

Der “Vorsitzende” der Propagandamaschine ist Aleksei Gromov

Aus diesen Artikeln wird deutlich, dass am Steuer der russischen Propagandamaschine Aleksei Gromov, der Stellvertreter des Leiters der Administration von Vladimir Putin, steht. Der im Jahr 1960 geborene Gromov ist mit der russischen Regierung seit einem Vierteljahrhundert verbunden und arbeitet an dieser Stelle seit 11 Jahren. Damit ist er der Dienstälteste in Putins direkter Umgebung. Gromov hat sehr gute Beziehungen zu Putin, laut einiger Quellen gehört er sogar zu dessen „innerem Kreis“ . Durch seinen Sohn ist er mit kremltreuen Oligarchen verbunden. Über seine Herkunft und Hobbies kann unter den am Ende dieses Berichtes stehenden Links nachgelesen werden.

Gromov selbst verteilt die Befehle und Richtlinien, wie viele Themen in den kontrollierten russischen Medien veröffentlicht werden müssen. Dies wird von niemand anderem gemacht, die Versuche, die Medien zu leiten, ohne das Gromov davon Kenntnis hat, führen zu Ungnade und Sanktionen seitens des Kremls.

Wöchentliche Treffen, um die Medien zu lenken
Das Hauptinstrument der Medienkontrolle Gromovs ist ein wöchentliches Treffen mit den Medienchefs. Diese Treffen finden normalerweise dienstags in den Räumen des Präsidenten in der Staraja Straße in Moskau statt.

An den Treffen nehmen zusätzlich zu Gromov die Vertreter – sowohl die stellvertretenden Chefs als auch Chefredakteure – aller größeren russischen Medienausgaben teil (sowohl die von den staatlichen als auch der privaten). Ebenso nehmen an diesen Treffen die Spitzenbeamten der Presseabteilung des Kremls, der Staatsduma und der wichtigen Regierungseinheiten und Ministerien teil.

Im Artikel des Projektes werden die Teilnehmenden dieser Treffen genannt:

– Pervõi Fernsehsender: Kirill Keimenov, Direktor des Informationsprogramms

– Rossija Fernsehsender: Jevgeni Bekasov, Chefredakteur von Rossija 24

– REN TV und 5TV Fernsehkanäle werden von einer Person vertreten.

– NTV und TVC Fernsehkanäle: die Vertreter werden nicht namentlich genannt.

– RT und Sputnik: Margarita Simonjan, Chefredakteurin

– Außenministerium: Maria Zaharova, Sprecherin des Ministeriums

– Die Beamten des Kremls: Leiter der gesellschaftlichen Programme Putins, Sergei Novikov. Es ist anzunehmen, dass auch der Pressesprecher des Kremls, Dmitri Peskov teilnimmt.

Wie werden die Anweisungen weitergegeben?
Für die Teilnehmer des Treffens wurden von der Behörde des Gromovos die Instruktionen vorbereitet, worüber in der nächsten Woche berichtet werden muss und in welchem Blickwinkel dies zu geschehen hat. Zudem gibt Gromov mündliche Anweisungen. Laut Quellen bedeutet sein Satz „Dem soll keine Aufmerksamkeit gewidmet werden“ ein Veto auf dieses Thema oder diese Nachricht.

Die Begrenzungen beim Veröffentlichen verbotener Themen werden durch einen „durchgehenden Doppelstrich“ markiert. Diesen zu ignorieren bedeutet großen Ärger für die Medienausgabe. Es gibt Beispiele, wo das „falsche“ Behandeln eines Themas durch die Presse einen wütenden Telefonanruf von Gromov nach sich gezogen hatte. In einem Bericht von EUvsDisinfo wird beschrieben, welche Drohungen eine Medienausgabe bekam, die es gewagt hatte, ein verbotenes Thema zu recherchieren.

Weitere Methoden der Kontrolle

Aleksei Gromov wird als ein Mensch charakterisiert, der moderne Technologien nicht mag. Darin ähnelt er Präsident Putin, der sehr selten das Internet nutzt. Einen Überblick über die Geschehnisse in der Presse bekommt er täglich mit Memos, die „daidžestit“ genannt werden. Diese Memos werden von der Behörde erstellt, die von Gromov geführt wird.

Als eine weitere Methode für das lenken der Presse finden quartalmäßige Besprechungen statt, wo Gromov sich mit den Vertretern der Pressesprecher von Streitkräften und anderen Ordnungsorganen des Staates trifft. Aleksandr Smirnov, der Leiter einer Behörde Gromovs. Kommuniziert wöchentlich mit Armee, Prokuratur und Polizei.

Die genannten Artikel präzisieren nicht näher, in welcher Weise Gromov Instruktionen aus dem näheren Umfeld Putins bekommt oder wo und wie darüber entschieden wird, wie die Themen, welche die Medien erreichten, zu behandeln sind.

Lies zusätzlich:

Eine unabhängige Medienauslage Russlands, “Projekt”, über Aleksei Gromov und über die Arbeit der Propagandamaschine des Kremls

Eine Zusammenfassung von EUvsDisinfo vor dem Bericht von „Projekt“.

Ein Artikel von The Guardian über die Kontrolle Putins über die Medien.

Ein Artikel von The Moscow Times über das gleiche  Thema.

Ein Artikel von Meduza über Aleksei Gromov.

Auf den Bildern:

Das Foto von Aleksei Gromov von der Seite Kremlin.ru

Die Gebäude der Administration des russischen Präsidenten auf dem Staraya Platz in Moskau. Foto: NVO/ Wikipedia/ CC