27.08.2019
Am 23. August vor 80 Jahren wurde der Molotow-Ribbentrop Pakt geschlossen. Während dieser Jahre hat man von Russland die verschiedensten Gründe und Erklärungen für die Unterzeichnung dieses Paktes gehört, ebenso zu den Folgen dieses Paktes und zu den Rollen der Vertragsparteien darin.
Das Portal „EUvsDisinfo“ hat diesen kartiert und von den sinnlosesten einen extra Artikel veröffentlicht.
Zum Beispiel hat Russland wiederholt behauptet, dass es diesen Pakt nur widerstrebend geschlossen hatte und dass der Kreml keine Möglichkeiten hatte, diesen Abschluss zu umgehen.
Genau so behauptete Russland, dass nicht der Abschluss dieses Paktes den zweiten Weltkrieg ausgelöst hatte, man die Sowjetunion dessen nicht beschuldigen kann und das Ganze einzig die Schuld Hitlers gewesen sei.
Eine der sinnlosesten Behauptungen, welche der Kreml bezüglich dieses Paktes präsentiert hat, beschuldigt Polen des Wunsches die Sowjetunion anzugreifen und um dies zu vermeiden, musste dieser Pakt unterzeichnet werden.
Ein Extra Kapitel bei den falschen, die Geschichte verdrehenden Behauptungen sind auch die Narrative des Kremls über das Ende des zweiten Weltkrieges, die eben in diesem Jahr besonders stark aktuell sind, weil seit der Unterzeichnung dieses Paktes 75 Jahre vergangen ist.
Dieses Ereignis ermöglicht es, die baltischen Staaten der Verbreitung des „Mythos der sowjetischen Okkupation“ und der Nichtanerkennung des Sieges über den Faschismus zu beschuldigen. All das kann mit dem Vorwurf der Russophobie, mit der Lobpreisung des Faschismus und mit Versuchen, die Geschichte neu zu erfinden sowie mit aller Antipathie gegenüber dem Kreml garniert werden.
All die vorher genannten Behauptungen sind klare Lügen und basieren auf der langwierigen Taktik des Kremls, seine Variante der Ereignisse in der Geschichte für sich passend und auf eine propagandistische Weise darzustellen. Je weiter entfernt die Gegenwart von den tatsächlichen Ereignissen sein wird, desto einfacher ist es für den Kreml, seine Varianten zu verbreiten.
Der Kreml hat schon lange die Existenz des geheimen zusätzlichen Protokolls des MRP, mit welchem die Interessensphären in Ost-Europa festgelegt wurden, bestritten. Die Existenz dieses geheimen Protokolls wurde im Jahr 1989 öffentlich bestätigt, als sie vom Kongress der Volksbotschafter der UdSSR als rechtsungültig erklärt wurde. Obwohl die Texte des MRP schon lange öffentlich sind, ist das Dokument selbst erst in diesem Jahr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.
Einen gründlichen Überblick über die tatsächlichen Ereignisse und Folgen hat der Historiker Dr. Meelis Maripuu im ERR-Portal veröffentlicht und die grafische Chronologie wurde vom estnischen Institut für historisches Gedächtnis zusammengestellt.
Die Fakten über die Geschichte widerlegen die zuvor genannten, vom Kreml verbreiteten falschen Behauptungen.
Einige Absätze des Artikels von Meelis Maripuu:
Ab dem Frühling 1939 hat UdSSR eigentlich parallel Verhandlungen einerseits mit Großbritannien und andererseits mit Deutschland geführt, um die Möglichkeiten abzutasten, mit welcher Partei man für sich nützlichere Vereinbarungen treffen kann. Stalins Ziel war es, möglichst viel Zeit zu gewinnen, bevor man sich in den Krieg einmischt und von den unterstützenden Parteien möglichst nützliche Bedingungen zu erreichen.
Stalins Fokus lag auf dem gesamten Nachbarschaftsgürtel vom Finnischen Meerbusen bis zum Schwarzen Meer. Stalin brach die Gespräche mit Großbritannien und Frankreich am 21. August ab, nachdem ein besseres Angebot von Hitler bestätigt worden war.
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Mit dem geheimen Zusatzprotokoll wurden die Interessensphären in Ost-Europa geteilt: die baltischen Staaten (Finnland, Estland und Lettland) und das zu Rumänien gehörende Bessarabien wurden zur Interessensphäre der Sowjetunion gezählt, Polen wurde zwischen den Vertragsparteien geteilt, Lettland blieb erstmals in der Interessensphäre Deutschlands.
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Im Juni 1940, als die restliche Welt den Siegeszug Hitlers in Paris beobachtet hatte, okkupierte und annektierte die Sowjetunion die baltischen Staaten.
Der Erfolg der kremltreuen Narrative basiert auf einem Mangel an historischem Wissen, indem die Gelegenheit genutzt wird, die Lücke mit ihrer eigenen Geschichte zu füllen.
Fotos: Auszug aus der Infografik des estnischen Instituts für historisches Gedächtnis, Autor des Plakats ist der litauisch-amerikanische Künstler Ray Bartkus.