Konfrontation zwischen dem Westen und Russland – wer wird überleben?

11.05.2020

Bei der American RAND Corporation wurde ein Kriegsspiel durchgeführt, um den Einsatz von Grauzonen-Taktiken Russlands und die darauf folgende Reaktion des Westens zu untersuchen. Der Begriff „Taktik der Grauzone“ mag neu sein, aber Propastop-Leser kennen diese Aktivitäten bereits als „hybride Kriegsführung“, „nichtlineare Kriegsführung“, „asymmetrische Kriegsführung“, „politische Kriegsführung“ und so weiter. Der Ausgang des Kriegsspiels bestätigt bereits wahrscheinlich die bisherige Annahmen und Einschätzungen vieler Leser.

Was war der Zweck dieses Kriegsspiels? Hauptsächlich wurden Antworten auf folgende Fragen gesucht:

  • Wie werden Grauzonen-Taktiken definiert?
  • Was sind ihre verschiedenen Typen?
  • Welcher Teil Europas ist für diese Taktiken am anfälligsten?
  • Woher kommen diese Schwachstellen?

Hoffnungsvolle Ergebnisse eines Kriegsspiels.

Bei der Durchführung des Kriegsspiels haben sich als die wichtigsten Ergebnisse herausgestellt:

Der Westen wird in dieser Konfrontation mit Russland die Oberhand gewinnen, ohne es selbst zu merken. Die Hauptmethoden dazu sind die Stärkung der westlichen Zivilgesellschaften. Dies bedeutet, sie in allen möglichen Propagandatechniken zu unterrichten und ständig daran zu erinnern, dass Russland versucht, ihre demokratischen Gesellschaften zu untergraben.

Das Ausmaß der Verwundbarkeit ist in ganz Europa unterschiedlich: Russland als sogenanntes nahes Ausland und die Balkanländer sind besonders gefährdet, das Baltikum und Mitteleuropa hingegen nicht. Die Verwundbarkeit des nahen Auslands und auf dem Balkan ist hauptsächlich auf schlechte staatliche Institutionen und ihre kulturellen, historischen und sprachlichen Beziehungen zu Russland zurückzuführen. Die baltischen Staaten werden durch die Kultur ihrer guten Regierungsführung gestärkt.

Russlands Taktik wurde hauptsächlich in alltägliche und bereits aggressivere unterteilt. Es ist schwierig, die alltäglichen Taktiken direkt mit Russland zu verbinden, daher kann der Westen Russland für diese auch nicht zur Rechenschaft ziehen. Gleichzeitig ist der Westen davor nicht völlig schutzlos. Bürgerverbände und gemeinnützige Vereine, die die Öffentlichkeit in verschiedenen Bereichen sensibilisieren können, kommen zur Rettung. Militärische und staatliche Organisationen werden nur dann erfolgreicher sein, wenn Russland bereits direkt aggressive Taktiken anwendet.

Neuer Begriff – Grauzonen-Taktik
Inhaltlich wird das Alte in einem neuen Mantel präsentiert. Dies sind die Aktivitäten, die darauf abzielen, sowohl die nationale als auch die internationale öffentliche Meinung zu beeinflussen. Mit anderen Worten: vielfältige politische, wirtschaftliche, informative oder militärische Aktivitäten, die Russland helfen können, seinen Einfluss zu erhöhen. Neu ist nur das Wort „Taktik“, das russische Aktivitäten als Aktionen beschreibt, nicht als eine Form des Krieges. Ziel dieser Taktik ist es, den Interessen Russlands zu dienen, ohne direkte militärische Maßnahmen zu ergreifen.

Grauzonen-Taktiken sind durch Unschärfe gekennzeichnet. Dies stellt den Erfolg dieser Aktivitäten sicher, da die Gefahren oder ihre Folgen nicht schnell erkannt werden können. Auf der Westseite gibt es jedoch eine große Anzahl von Entscheidungsträgern auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Institutionen, deren bürokratische langsame Reaktion entweder zu einer Eskalation der von Russland initiierten Maßnahmen führt oder deren Langsamkeit verursacht, dass eine rasche Gegenreaktion nicht stattfindet.

Russland wendet diese Taktiken recht leichtfertig an, weil sie billig durchzuführen sind. Auch wenn ihr wahrscheinlicher Erfolg gering ist. Im Kriegspiel hat sich herausgestellt, dass der Westen und die Vereinigten Staaten sich ständig damit beschäftigen, um die verdeckten Aktivitäten Russlands aufzudecken. Was den Inhalt betrifft, ist dies jedoch eine unrentable Tätigkeit, da Russland meistens keine Verantwortung für seine nichtmilitärischen Angriffe übernehmen muss. Genau das Gleiche passiert im wirklichen Leben. Während des Kalten Krieges war die Situation dieselbe.

Methodik der Kriegsspiele: wie wurden die Ergebnisse erzielt?
Um dieses Thema zu untersuchen, führte die RAND Corporation (ein US-Amerikanischer Think Tank) eine Reihe von Kriegsspielen durch. Dabei wurde das Verhalten der Parteien überwacht und darauf basierend Schlussfolgerungen gezogen. Vor den Spielen wurde eine Theorie zur Konfrontation zwischen dem Westen und Russland entwickelt. Eine umfangreiche historische Studie und ein Überblick über wichtige Quellen (einschließlich strategischer Dokumente, bekannter thematischer Interviews und Studien anderer Forscher) wurden durchgeführt.

Es gab drei Mannschaften in den Kriegsspielen:

  • Russland (rot);
  • Europa (grün);
  • USA (blau).

Die Aufgabe der Roten war es, ihren Einfluss auszubauen und die NATO zu untergraben. Das Ziel der grünen und blauen Teams war es, sich und ihre Verbündeten gegen die Aktionen der Roten zu verteidigen, ohne einen direkten Krieg zu provozieren. Das Verhalten der in den Spielen beobachteten Mannschaften war dem im wirklichen Leben weitgehend ähnlich. Die Spieler waren Experten aus den jeweiligen Regionen von RAND.

Fotos: Foto der Titelseite Dori Gordon Walker / RAND Corporation; RAND-Logo; Screenshot von der Studie.