Die Gewinner und Verlierer im Fall Babtšenko

13.06.2018

Ende Mai wurde die Welt von der Nachricht über den Mord an dem kremlkritischen Journalisten Arkadi Babtšenko aufgerüttelt. Einen Tag später erschien der totgesagte Journalist auf einer Pressekonferenz des ukrainischen Geheimdienstes und es stellte sich heraus, dass es sich um einen inszenierten Mord handelte, um einen wirklichen Anschlag zu vermeiden und diejenigen zu verhaften, die ihn geplant hatten.

Weil der „Getötete“ ein Journalist war, erlangte der „Mord“ noch am selben Tag eine enorme globale Medienaufmerksamkeit. In der Mitteilung über den „Mord“ beschuldigten die ukrainischen Behörden Russland der Ermordung eines Journalisten.

Selbstverständlich brachte der „Mord“ zahlreiche Beileidsbekundungen und Russland beschuldigende Aussagen von mehreren Personen des öffentlichen Lebens mit sich.

Nach alledem kam am nächsten Tag die Mitteilung über die Inszenierung des Mordes wie eine kalte Dusche und führte zu einer lebendigen Diskussion über die Ethik, das Unerlaubte und Erlaubte, über das Ziel, die Motivation und auch über die Handlungsweise der ukrainischen Behörden.

Die Details, welche die BBC zu veröffentlichen versuchte, ließen wir beiseite, beobachteten die in den Medien veröffentlichten Meinungen und versuchten die Auswirkung dieses Ereignisses breiter zu analysieren.

Grob gesehen sind die Meinungen zweigeteilt – einige verurteilen die umfangreiche Medienoperation bezüglich des inszenierten Mordes, während andere das Verhalten der Ukraine rechtfertigen und für das einzig Richtige halten.

Es gab Meinungen, dass dieser Fall die Glaubwürdigkeit der Presse untergraben habe, sich der Kern von Fake-Nachrichten noch weiter von der Grenze des Erlaubten entferne, der russischen Propaganda eine weitere Waffe gegen die westliche Welt in die Hände gespielt habe und die westlichen Medien von der Ukrainischen Infooperation gegen Russland benutzt worden waren. Die Urheber solcher Meinungsäußerungen sind hauptsächlich Vertreter der westlichen Medien und des öffentlichen Lebens, Analytiker und Politiker.

Diejenigen, die das ganze rechtfertigen, bringen dagegen vor, dass mit dieser Operation ein Menschenleben gerettet wurde und der Geheimdienst der Ukraine den Journalisten dadurch deutlich geschützt hat. Die Kommentatoren, die dies so sehen, sind überwiegend enger mit der Ukraine verbunden oder hatten schon einmal selbst Probleme mit Russland.

In mehreren Artikeln wird festgestellt, dass die Ukraine schnellstmöglich die Notwendigkeit dieser organisierten Medienoperation rechtfertigen muss, um die eigene Glaubwürdigkeit zu bewahren  und die Welt von ihrer Unvermeidbarkeit überzeugen muss. Es ist klar, dass ein solcher Fall sowohl den westlichen Medien als auch den einfachen Menschen Grund gegeben hat, jede Informationen in Zweifel zu ziehen, die im Folgenden von den ukrainischen Behörden veröffentlicht werden.

Es ist noch viel zu wenig Zeit vergangen und so Vieles ist noch ungeklärt, um eindeutig die Verlierer und Gewinner zu benennen. Generell scheint, dass es diesmal wesentlich weniger Gewinner als Verlierer gab.

Um das Ganze zu beurteilen, müsste man die Rettungsaktion Babtšenkos deutlich von der Medienoperation gegen Russland unterscheiden.

Auf den ersten Blick scheint, dass die Ukraine so Einiges verloren hat, in erster Linie in den Augen der Anhänger und der ausländischen Medien. Der „ermordete“ Babtšenko hat vermutlich sein Leben gewonnen, aber die Glaubwürdigkeit als Journalist verloren. Der breitere Journalismus ist, ohne es selbst zu wissen, in die Medienoperation der Ukraine geraten und hat dadurch beim Verbreiten der Fake-Nachrichten eher Schaden genommen. Russland bekam ein realistisches Beispiel, in welchem die Ukraine und auch die westliche Welt an einer bewussten Manipulation teilgenommen hatten.

Abhängig vom Kontext und der Situation, in welcher der eine oder andere Meinungsäußerer lebt, unterscheiden sich auch die Meinungen. Die Sympathie der im Krisengebiet der Ukraine lebenden Menschen oder der Menschen, die auf die eine oder andere Art damit verbunden sind, ist für die restliche Welt aus der Distanz schwer zu verstehen, aber mit dieser Art Folgen hätte man bei der Organisation einer solchen Medienoperation rechnen müssen.

Foto: Screenshot von der Pressekonferenz