Das Betonen von Nationalitäten in den Medien füttert die Propaganda

27.03.2018

Propastop hat anhand von mehreren Propagandafällen gezeigt, dass die Propaganda des Kremls darauf abzeilt, eine Kluft zwischen den in Estland lebenden ethnischen Gruppen zu schaffen und zu vertiefen. Eine Art solcherlei Spaltung ist das Betonen der Merkmale, wodurch die Menschen unterschieden werden: wenn sie in verschieden Sprachen sprechen, aus verschiedenen Nationen stammen oder verschiedene Staatbürgerschaften haben.

Ein solcher auf Sprache oder Nation beruhender Diskurs ist so tief verwurzelt, dass sie uns auch aus solchen Medientexten entgegen schaut, die nicht als Propagandaartikel geschrieben worden sind. Ein passendes Beispiel hierzu ist die Weise, wie in den Medien unserer östlichen Nachbarn die Nachricht über den Sieg von Elina Nechayeva im Wettbewerb „Eesti laul“ (auf Deutsch: Das estnische Lied) und über ihre Fahrt zum Eurovision Song Contest wiedergegeben wurde.

„In diesem Jahr wird Estland durch eine russischsprachige Sängerin vertreten“, teilte MK.ru. mit“ Wer ist diese russische Sängerin, die Estland vertritt“, fragt AI.ru. Der Fernsehkanal Zvezda hat aber seiner Nachricht den Titel „Eine russische Opernsängerin vertritt Estland im Eurovision Song Contest“ gegeben. (Genauso, wie im estnischen, hat auch auf Russisch der Begriff „russische Sängerin“ zwei Bedeutungen: wenn es großgeschrieben wird, bedeutet dies, dass die Sängerin aus Russland kommt. Wenn es aber kleingeschrieben wird, ist die Bedeutung, dass die Sängerin russischstämmig ist. Wenn dieses Wort aber das Anfangswort im Satz ist, wird die Entscheidung, wie es gemeint ist, dem Leser überlassen). Beim Herannahen des Gesangwettbewerbs ist zu erwarten, dass ähnliche Handhabungen sich häufen werden.

Für einen estnischen Leser kann es merkwürdig erscheinen, wie in all diesen Medienberichten die Nationalität oder Sprache von Nechayewa betont wurde. Wird solch ein Diskurs von den estnischen Medien benutz, braucht es nicht unbedingt so extrem ausfallen. Zum Glück haben sich die Zeiten diesbezüglich weiter entwickelt. Im Jahr 2007 wurde ein Amt, das für die staatliche Integrationspolitik zuständig war, noch absonderlich „Stiftung für die Integration von Nicht-Esten“ genannt. Heute wird die Redaktion der Zeitung Postimees wegen der Markierung auf einer Infografik, wo einige in Estland lebende Personen anhand durch einen roten Stern, Hammer und Sichel symbolisiert wurden, kritisiert und bittet dafür um Entschuldigung. Aber trotzdem kann man immer noch in den Medien die Artikel finden, in denen es für wichtig gehalten wird zu erwähnen, dass die Person, die irgendetwas angestellt hat, russisch sprach.

Am 21. März bot eine russischsprechende Frau in Mustamäe auf dem Vilde Weg einer 88-jährigen Frau an, gewöhnliches Wasser zu segnen, das dadurch allerlei Fähigkeiten bekommt.

Was würde helfen, die auf den Ethnien basierende Handhabung aus den Medien verschwinden zu lassen?

  • Wenn Nationalität, Sprache oder Staatsbürgerschaft nur in solchen Fällen betont werden würde, in den das wirklich im wichtigen Zusammenhang mit dem Thema des Artikels steht. In den anderen Fällen aber würde man das Betonen solcher Merkmale vermeiden. Es sollte ausgeschlossen werden, dass die Mensche beschrieben werden über die Sprache, die sie sprechen, durch das Unterstreichen ihrer Nationalität, das Betonen der Staatsbürgerschaft oder, noch schlimmer, aus diesen stereotype Schlussfolgerungen zu ziehen.
  • Wenn mehr die Begriffe benutz würden, die die Einwohner Estlands verbinden. Propastop mag das Wort „Eestimaalane“ (auf Deutsch: Estländer), dessen Bedeutung ist, alle in Estland lebenden Menschen zu verbinden, unabhängig von ethnischen und sprachlichen Merkmalen. Ein Vorteil bei diesem Begriff ist auch, dass das entsprechende Wort auch in der russischen Sprache existiert: эстоноземелец. Wie könnte der Begriff auf Englisch klingen? Schreib Deine Vorschläge dazu in den Kommentaren im Facebook.

Lies zusätzlich:

  • Den Post, der die Benutzung der Staatsflaggen als Symbole für die Sprachauswahl auf Internetseiten anprangert.
  • Den Artikel von Daniele Monticelli in der Zeitung Eesti Ekspress über die Möglichkeiten, den Estländer zu benennen.
  • Den Bericht von Helen Eelrand in der Zeitung Eesti Päevaleht, die über den Empathiemangel bei ethnischen und rassistischen Themen berichtet.

Bilder: Screenshot`s von auf den in diesem Bericht hingewiesenen Artikeln.